02.04.2009

Wirtschaftskrise erreicht das Handwerk

„Die Wirtschaftskrise ist inzwischen auch beim Handwerk angekommen,“ meint Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen. „Das Ergebnis einer Umfrage bei den rund 12.900 Handwerksbetrieben in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb spricht eine deutliche Sprache.“

Insgesamt haben sich 2.007 Betriebe – das sind rund 16 Prozent aller Betriebe im Kammerbezirk – an der Umfrage beteiligt; die Beteiligung nach Landkreisen aufgeschlüsselt gibt im Übrigen nahezu auf den Prozentpunkt genau die Betriebsstruktur im Kammerbezirk wieder.

Auf die Frage „Spüren Sie bereits die Auswirkungen der Wirtschaftskrise“ antworteten 63 Prozent – das sind 1.256 der Betriebe – mit „Ja“. Wahrgenommen wird die Krise bei 1.074 Betrieben als Auftragseinbruch, in geringerem Maße wurden Auftragsstorno (267) und Forderungsausfälle (270) gemeldet (Mehrfachnennungen waren möglich).

Am stärksten sind die größeren Handwerksbetriebe mit 51 und mehr Mitarbeitern betroffen: 74 Prozent spüren die Auswirkungen der Krise, während der Anteil bei den kleineren Betrieben (1 bis 5 Mitarbeiter) bei 61 Prozent liegt. Betriebe dieser Größenordnung machen jedoch 58 Prozent des Gesamtbestandes im Kammerbezirk aus.

Große Unterschiede zwischen den Branchen

Die Gewerke für den gewerblichen Bedarf (also z. B. die Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer oder Informationstechniker) spüren die Krise mit 78 Prozent am deutlichsten. Die Zulieferbetriebe sind am stärksten von der Entwicklung der Exporte abhängig. Bei den Nahrungsmittelhandwerkern wird die Lage nicht ganz so dramatisch eingeschätzt, auch wenn immerhin noch 49 Prozent die Frage nach Auswirkungen der Krise bejahen. Deutlicher unter dem Durchschnitt liegen auch die Ausbauhandwerker mit 56 Prozent; hier dürften die Maßnahmen der Konjunkturpakete I und II eine Rolle spielen: Verbesserter Steuerbonus für Handwerkerleistungen sowie die Förderung der energetischen Gebäudesanierung federn die Auswirkungen der Krise ab.

Die Finanzkrise wirkt sich auch auf die Kreditvergabe aus: Etwa ein Drittel aller Betriebe antworten, dass sowohl der Zugang zu kurzfristigen Krediten als auch der Zugang zu Investitionskrediten in den vergangenen drei Monaten schwieriger geworden ist. Das bezieht sich in etwa zu gleichen Teilen sowohl auf die Einforderung von zusätzlichen Sicherheiten als auch auf eine insgesamt kritischere bzw. ablehnendere Haltung der Kreditinstitute.

Der weitaus überwiegende Teil der Betriebe – nämlich 75 Prozent – erwartet, dass die Beschäftigtenzahl gehalten werden kann. Ein kleinerer Teil (vier Prozent) geht sogar noch von einer Erhöhung aus, aber immerhin 21 Prozent melden, dass sie die Beschäftigtenzahl verringern werden müssen.

Die Zahlen zur Beschäftigtenentwicklung nach Landkreisen aufgeschlüsselt ergeben ein im Wesentlichen einheitliches Bild; lediglich im Landkreis Freudenstadt gehen rund 24 Prozent von einem Stellenabbau aus, während es im Landkreis Tübingen nur 16,4 Prozent sind (Reutlingen: 21,6 Prozent, Sigmaringen 21,3 Prozent, Zollernalb: 19,6 Prozent). 

undefinedDie Fragen der Umfrage finden Sie hier als pdf.

undefinedEine Zusammenstellung der Zahlen finden Sie hier als pdf.