Die Nachfrage nach der Informationsveranstaltung zur Unternehmensnachfolge war so groß, dass ein zweiter Termin angesetzt werden musste.

19.05.2010

„Wo muss ma uffbassa?“ - Informationsveranstaltungen zur Unternehmensnachfolge

Sagt der 78-jährige Handwerksmeister zu seinem 54-jährigen Sohn: „Wir müssen uns demnächst einmal darüber unterhalten, wie es mit dem Betrieb weitergehen soll.“ So wie Steuerberater Dieter Rühle die Frage humorvoll zuspitzte, war das Thema der Nachfolgeveranstaltung der Handwerkskammer Reutlingen kurz und knapp auf den Punkt gebracht.

„So sind wir Schwaben nun einmal“, meinte Rühle zu dieser offensichtlich klassischen Situation in zahlreichen Betrieben. Gemeinsam mit Rechtsanwalt Dr. Andreas Frost informierte er dann ausführlich über arbeits-, erb- und steuerliche Aspekte der Unternehmensnachfolge. Und um das Fazit gleich vorweg zu nehmen: Bei diesem Thema sei eine vorausschauende Planung die entscheidende Basis für eine erfolgreiche Umsetzung.

Außerordentlich große Nachfrage

Die Nachfrage nach dieser Veranstaltung der Handwerkskammer Reutlingen war so groß, dass ein zweiter Termin anberaumt werden musste: Rund 250 Personen waren an den beiden Tagen in das Albgold Kundenzentrum nach Trochtelfingen gekommen.

Das Thema brennt allerdings auch unter den Nägeln: Etwa ein Drittel der Handwerksbetriebe müssen in den nächsten Jahren übergeben werden, berichtete Richard Schweizer, Rechtsberater der Handwerkskammer Reutlingen. Lediglich 40 Prozent der Betriebe werden noch innerhalb der Familie übergeben, zehn Prozent der Betriebe müssen sogar stillgelegt werden.

Psychologische Aspekte

„Was krieg i? Was muss i macha? Wo muss ma uffbassa?“ Dr. Andreas Frost machte in seinem Vortrag zunächst auf die Tücken aufmerksam, die auf einen Übernehmer lauern können. Haftungsfragen, gesetzliche Erbfolge, Unternehmertestament, Aufdeckung stiller Reserven – überall lauern Fallstricke, die sich nicht pauschal umgehen lassen, sondern die von Einzelfall zu Einzelfall andere Lösungen erfordern.

Und Dieter Rühle machte eindringlich auf Probleme aufmerksam, die sich mit keinem Gesetz regeln lassen: Es sind die psychologischen Aspekte, die jeden Betriebsübergeber zunächst am meisten in Anspruch nehmen. Dabei geht es um Fragen wie „Kann ich mich von meinem Lebenswerk lösen?“ oder „Kann ich eine gerechte und sachgerechte Entscheidung treffen?“. Denn vor allen rechtlichen und steuerrechtlichen Fragen steht zu oft ein Gerangel um die Führungsnachfolge und den Führungsstil des oder der Neuen, wird um Geld gestritten und müssen Liquiditätsprobleme gelöst werden.

Deutlich wurde jedenfalls, dass die Gestaltung der Unternehmensnachfolge ein nachhaltiger und länger andauernder Prozess ist – und dass er dementsprechend frühzeitig angegangen werden muss. Erste Anlaufstelle sollten die Beraterinnen und Berater der Handwerkskammer Reutlingen sein. Diese Beratung ist für Mitgliedsbetriebe kostenlos; die herausgearbeiteten Einzelfragen müssen dann aber in der Regel mit einem Spezialisten geklärt werden.

Die Präsentationen von Dr. Andreas Frost und von Dieter Rühle undefinedkönnen Handwerksbetriebe per E-Mail  anfordern.