Zusätzliche Ausbildungsplätze bereitstellen
"Das Handwerk wird - wie in den vergangenen Jahren auch - alles daran setzen, Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu bieten."
So kommentierte Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, in seiner Rede vor der Vollversammlung am 14. Juli 2004 den kürzlich abgeschlossenen Ausbildungspakt zwischen den Spitzenverbänden der Wirtschaft und der Bundesregierung.
Der Handwerkskammer Reutlingen sei es inzwischen gelungen, in kürzester Zeit das geforderte Soll zu erfüllen: Alleine für die bundesweite Aktion mit einer am 18. Juli 2004 erscheinenden Sonntagszeitung (Bild am Sonntag) habe die Kammer innerhalb einer Woche über 110 zusätzliche freie Ausbildungsstellen einwerben können.
Darüber hinaus seien in der Internetlehrstellenbörse der Handwerkskammer immer noch rund 350 Lehrstellen und rund 240 Praktikumsstellen zu finden (www.hwk-reutlingen.de/ausbildung). Erfreulich sei auch, dass zum Stichtag 30. Juni 2004 insgesamt 94 Lehrverträge mehr als im Vorjahr eingetragen wurden, im Augenblick also eine Steigerung von 11,1 Prozent vorgewiesen werden könne. Wie es zum Jahresende aussehen werde, ließe sich allerdings vor dem Hintergrund einer immer noch unstabilen konjunkturellen Entwicklung nicht prognostizieren.
Schwächen des Ausbildungspaktes
Möhrle wies in diesem Zusammenhang auch auf Schwachstellen des Ausbildungspaktes hin. Selbst wenn es bundesweit gelinge - wie bei der Handwerkskammer Reutlingen - ausreichend zusätzliche Ausbildungsstellen einzuwerben, so könnten möglicherweise dennoch unter dem Strich insgesamt weniger neue Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen werden.
Für das Handwerk im Kammerbezirk komme hinzu, dass bereits in den vergangenen Jahren bei weitem nicht alle freien Lehrstellen besetzt werden konnten - sei es, weil die Bewerber den Anforderungen nicht genügt hatten oder weil sich Jugendliche nicht für eine Ausbildung im Handwerk interessierten.
Deshalb, so Möhrle, habe das baden-württembergische Handwerk eine Nachwuchswerbekampagne ins Leben gerufen, die über drei Jahre hinweg mit einem Einsatz von über drei Millionen Euro Jugendliche über die mehr als 100 Ausbildungsberufe im Handwerk informieren und für eine Ausbildung im Handwerk begeistern wolle.
Ich-AG abschaffen
Zweiter Schwerpunkt von Möhrles Rede war die Entwicklung nach der novellierten Handwerksordnung. Es sei ärgerlich, dass die regulären Betriebe am Markt mit ihren Beiträgen und denen ihrer Mitarbeiter die eigene Konkurrenz unterstützen müssten - nur damit diese ihnen mit subventionierten Preisen die Aufträge streitig machen könnten. So würden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, sondern bestehende gefährdet.
Erfreulich sei allerdings, dass handwerkliche Betriebsgründer nach wie vor wüssten, was für den Schritt in die Selbständigkeit neben der Kapitalausstattung notwendig sei - nämlich die bei der Meisterausbildung erworbenen Kenntnisse.
So sei trotz des im vergangenen Jahres immer wieder negativ beschworenen Meisterzwangs, der angeblich den Weg in die Selbständigkeit verhindere, gerade auch bei den sogenannten zulassungspflichtigen Handwerken ein deutlicher Zuwachs bei den Betriebszahlen zu verzeichnen.
Informationen im Internet:
www.hwk-reutlingen.de/ausbildung
www.handwerks-power.de
Die vollständige Rede von Präsident Joachim Möhrle finden Sie hier.